Gepostet von Alexander in Agile Grundlagen
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Mike Cohn, der Mitbegründer der AgileAliance (externer Link), hat in einem Blogpost anschaulich erklärt, wie sich eine Aufwandschätzung mit Story Points zusammensetzt – und dass wir damit letzten Endes versuchen, Aufwand zu schätzen.
Als Beispiel dafür verwendet er ein Team, bestehend aus einem kleinen Kind und einem Gehirnchirurgen. Das Backlog beinhaltet zwei Aufgaben, die den gleichen Zeitaufwand bedeuten und daher auch eine identische Anzahl von Story Points erhalten:
Die Briefmarken anzulecken ist einfach. Die Gehirn-OP dagegen ist kompliziert und vielleicht auch komplex. Beide Aufgaben sollen aber gleich lang dauern. Falls sie das nicht tun, wird einfach die Anzahl der Briefmarken angepasst.
Schätzt der Chirurg jedoch ein, dass er während der OP mehr als bei einer einfachen OP tun muss, unabhängig davon, ob sie nun komplizierter oder komplexer ist, dann muss die Schätzung erhöht werden – weil sie wahrscheinlich länger dauert.
Damit umfasst die Schätzung in Story Points die Schätzung des Aufwands auf der Basis von Menge zu erledigender Aufgaben, deren Kompliziertheit und der zu erwartenden Komplexität.
Mechanische Uhren sind zum Beispiel kompliziert. Sie bestehen aus vielen Teilen, die zusammenspielen – können von Experten aber gut beherrscht werden.
Komplexe Systeme dagegen lassen sich nicht zu 100% beherrschen. Sie enthalten daher immer ein gewisses Maß an Unvorhersehbarkeit und Überraschung. Sie beinhalten Unsicherheit und Risiko in einem nur grob schätzbaren Umfang.
Mike Cohn zeigt mit dem Beispiel auch, dass es wichtig ist, dass die „richtige“ Person die Aufgabe durchführen sollte. Stellt Euch nur vor, der Chirurg leckt die Briefmarken an und wir müssen abwarten, bis das kleine Kind Schule und Medizinstudium etc. abgeschlossen hat, bis es endlich die Gehirn-OP durchführen kann.
Im Prinzip ist es genauso möglich, den Aufwand in Tagen zu schätzen – solange wir auch hier wie bei den Story Points akzeptieren, dass nicht 100% der Ressourcen in Ergebnisse umgewandelt werden können. Zudem müssen wir beachten, dass wir unseren möglichen Projektfortschritt regelmäßig erheblich überschätzen. Nicht selten liegt das daran, dass wir Kompliziertheit und Komplexität unterschätzen.
Die Schätzung mit Hilfe von Story Points gibt uns demgegenüber mehr gedankliche Freiheit, als manche bestehende Systeme der Ressourcenplanung, die versuchen, zukünftigen Aufwand auf der Basis von Tagen zu schätzen.
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